|
20. Februar bis 18. April 2010
Es kommt der neue Ingenieur! Werner Graeff und Max Burchartz am Bauhaus
Zwei Ausstellungen des Fachgebietes Kunst- und Designgeschichte der Bergischen Universität Wuppertal im Meisterhaus Kandinsky / Klee der Stadt Dessau-Roßlau.
Am 19. Februar 2010 wird die Doppelausstellung »Es kommt der neue Ingenieur! Max Burchartz und Werner Graeff am Bauhaus« in den Meisterhäusern Kandinsky/Klee in Dessau eröffnet. Dazu erscheint jeweils ein 340 Seiten umfassender Katalog zu den Künstlern. Sowohl die Ausstellung als auch die Monographien wurden vom Fachgebiet Kunst- und Designgeschichte der Bergischen Universität Wuppertal erarbeitet.
Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Unterstützung der Firma HochTief und der Stadt Dessau-Roßlau.
Max Burchartz wurde 1887 in Elberfeld, Werner Graeff 1901 in Sonnborn geboren. Beide befanden sich 1922 mitten im Siedepunkt einer Neuorientierung des Bauhauses: sie nahmen teil am Kursus des niederländischen Stijl-Künstlers Theo van Doesburg, den dieser zwar parallel zum Bauhaus veranstaltete, der die Schule aber gleichwohl beeinflusste; beide waren Mitglieder der spektakulären Kongresse der Konstruktivisten und Dadaisten in Düsseldorf und Weimar. Beflügelt vom Bild des neuen Menschentypus »Ingenieur«, der eine bessere Welt aufbauen sollte, gaben sie nach kurzer Zeit die Kunst völlig auf und wandten sich Bereichen wie Werbung, Fotografie und Film zu.
Werner Graeff kam 1921 ans Bauhaus und zählte nach seinem Studium bei Johannes Itten zu der äußerst impulsgebenden Gruppe der Bauhausstudenten um van Doesburg. Diese Zeit ist der Nucleus seiner Entwicklung zum vorwiegend konstruktivistischen Künstler. Er wurde Mitglied der niederländischen de Stijl-Gruppe und gründete mit dem Filmer Hans Richter die Zeitschrift »G«, wo er die Texte »Es kommt der neue Ingenieur« und »Wir wollen nicht länger Analphabeten sein« herausgab. 1927 war er PR-Chef der Architekturausstellung auf dem Weißenhof in Stuttgart, veröffentlichte die Bücher »Bau und Wohnung« sowie »Innenräume« und anschließend die Schrift »Es kommt der neue Fotograf!«. Seine Beschäftigung mit dem abstrakten Film intensivierte er zusammen mit Hans Richter. Graeff zählt zur Avantgarde dieser Zeit. 1934 emigrierte er nach Spanien und entfaltete auch weiterhin mit zahlreichen Aktivitäten das Werk eines äußerst produktiven Multitalents. Wie Burchartz wurde er Lehrer für Fotografie und Grafik an der Folkwang Schule in Essen und widmete sich in seinem Spätwerk der Malerei und der künstlerischen Gestaltung des Ruhrgebiets.
Der 14 Jahre ältere Max Burchartz kam, nach seiner Ausbildung zum Maler an der Kunstakademie Düsseldorf, ebenfalls 1921 nach Weimar, zählte zum Kreis der Künstler am Ort, die die Kurse von Theo van Doesburg besuchten, pflegte ein freundschaftliches Verhältnis mit Lehrern des Bauhauses und arbeitete in Buchveröffentlichungen mit ihnen zusammen. Wie Graeff nahm er an den entscheidenden Aktivitäten der elementaristischen Avantgarde teil. Und auch ähnlich wie dieser gab er seine Malerei auf. Er verschrieb sich nun ganz der Neuen Gestaltung in Typografie und Werbung. 1924 zog er aus diesem Grund ins Kerngebiet industrieller Entwicklung um: in das Ruhrgebiet und gründete in Bochum die Werbeagentur »werbebau«. Es entstand eine für diese Zeit ausgesprochen radikale Typografie. Er schrieb, ähnlich wie Graeff, zahlreiche programmatische Artikel in einschlägigen internationalen Fachzeitschriften und gab kunsttheoretische und -pädagogische Bücher heraus. Ab 1926 begann, mit Unterbrechungen, seine Lehrtätigkeit an der Folkwangschule in Essen. Burchartz' Kunst wird 1937 auf der Femeausstellung »Entartete Kunst« in München gezeigt, seine Malerei als »bolschewistische Entartung« diskreditiert. Nach dem Krieg wurde er wiederum Lehrer an der Folkwang Schule Essen. 1961 starb er in Essen; posthum erschien seiner Gestaltungslehre »Schule des Schauens«.
Die Ausstellung findet auf jeweils ca. 70 qm der ersten Etage eines des Meister(doppel)hauses statt.
In den Ausstellungen werden frühe Grafik, Ölmalerei der 20er und der 50er Jahre, Fotografien, Werbung, Bücher, Industrieprodukte wie ein Teewagen und Beschläge (von Burchartz), eine Kleinkamera (von Graeff) und ein Architekturmodell gezeigt.
Meisterhaus Kandinsky / Klee Ebertallee 69/71 06846 Dessau-Roßlau Tel: 03 40.66 10 934 Fax: 03 40.66 10 935
www.meisterhaeuser.de
Öffnungszeiten Di.–So.: 10.00–18.00 Uhr
Eröffnung 19.01. 2010, 19.00 Uhr • Meisterhaus Kandinsky / Klee • Ebertallee 69/71 • 06846 Dessau-Roßlau
|
|